Die göttliche Komödie

„Auf der Hälfte des Weges unseres Lebens fand ich mich
in einem finsteren Wald wieder, denn der gerade Weg war
verloren.“ – Das ist die Ausgangslage unseres Helden in der göttlichen Komödie. Wer mit dem Werk nicht vertraut ist, dem lege ich es ans Herz und spreche an dieser Stelle eine Spoilerwarnung aus!

Nachdem unser Held seinen Weg verloren hatte, begann er seine Reise durch die Hölle, damit er schließlich sein Paradies erreichen konnte. Und damit ist diese Geschichte, die beste Anleitung für Jedermann zu sich und seinem persönlichen Paradies zu gelangen. Das Problem hierbei nur ist, dass wir Menschen in der Regel alles daran legen unserer persönlichen Hölle auszuweichen und zu bekämpfen. 

Ich fühle mich schwach? Dann muss ich stärker werden! Ich halte mich für hässlich? Her mit dem schön machenden Cremes, Trainings- und Essensplänen. Ich bin erfolglos? Zeit mein ganzes Geld in ein Erfolgsseminar von Tony Robbins zu „investieren“. Sämtliche Formen des Selbstverbesserungsmantras sind Wege, seine eigene Hölle nicht wahrhaben zu wollen und sie zu bekämpfen und so ziemlich alles was wir konsumieren, hilft uns bei diesem Kampf. 

Die Ironie dahinter ist, dass wir das stärken, was wir bekämpfen. Wer Krafttraining betreibt, weil er sich für zu schwach hält – wird sich auch dann noch zu schwach fühlen, wenn er stark wie Herkules ist und zusätzlich noch Angst haben die gewonnene Kraft wieder zu verlieren. Davon ausgehend, dass wir alle älter und schwächer werden ist dies ein wahrer Kampf gegen Windmühlen. Das Ergebnis? Mehr Kraft, mehr Angst und mehr Zwang was „dagegen“ zu tun. Je mehr wir uns verbessern wollen, desto mehr Zwänge erlegen wir uns auf. Wir müssen uns verbessern, da wir so, wie wir sind nicht gut genug sind und mit jeder Verbesserungsmaßnahme stärken wir diesen Glaubenssatz. 

Doch was wäre, wenn es nichts zu verbessern gäbe? Was wäre, wenn es überhaupt keine Verbesserung, sondern nur Veränderung gäbe? Was wäre, wenn du und alle Menschen die du kennst schon perfekt wären? 

Dieser Gedanke mag dem einen oder anderen sauer aufschlagen, spätestens wenn man sich die Nachrichten ansieht und bedenkt, dass das für alle Menschen gilt und für alles was passiert. Doch genau das ist der Punkt – alles was dir sauer aufstößt ist deine Hölle, die du mit dir herumträgst. Diese Hölle bestimmt dein Verhalten und schränkt deine Bewegung ein. Und solange du ihr ausweichst, desto größer wird sie werden und desto kleiner wird deine Freiheit – dein Paradies. 

Es gibt nur einen Weg raus aus diesem Teufelskreis und der führt direkt durch die eigene Hölle. 

Der sicherste Weg eine Angst zu bekämfen ist sie zu durchleben. Suche deine Ängste auf bevor sie dich jagen. Was stört dich an dir? Was an anderen? Und wieso? Erforsche deinen Geist. Schaue dir Dinge an, die dich aufregen und stelle den Kampf dagegen ein. 

Du hast Angst mit schweren Gewichten zu trainieren, wegen dem Verletzungsrisiko oder weil du zu muskulös werden könntest? Dann ergibt es jetzt Sinn mit Gewichten zu trainieren. Du hast Angst erfolglos zu sein/werden? Dann ist es eine gute Idee das, was du als „Erfolglosigkeit“ verstehst bewusst zu durchleben. 

Gehe durch deine persönliche Hölle und du wirst erkennen, dass all das was du bekämpft hast, genau die Dinge sind, die du gebraucht hast und erkenne, dass deine Hölle ein Teil deines Paradieses ist.