Schule

Alle öffentlichen Schulen sind auf die mittelmäßigen Naturen eingerichtet.

Musestunden, ein Platz zum spielen und Austausch und der liebste Ort für Freizeitbeschäftigungen. Sind das nicht die ersten Gedanken, die dir beim Wort Schule durch den Kopf gehen? Nein? Dann bist du wahrscheinlich nicht im antiken Griechenland zur Schule gegangen. Denn der Ursprung des Begriffs Schule kommt aus dem griechischen und bezeichnete einen Platz der Muse. Lange bevor es das Internet, Social Media und Arbeit als Tugend gab, waren die Menschen von etwas umgeben, was heute sogut wie ausgestorben ist – Langeweile. Es gab soviel Langeweile, dass man sich tatsächlich zur Beschäftigung mit anderen Menschen getroffen hat. Sei es in sportlicher, akademischer oder sozialer Hinsicht. Zum Teil fande alles an den selben Plätzen statt. So war die Schule des Epikur, sein Garten, indem er Wein mit seinen Freunden trank, Käse aß und philosophierte. Heute ist das antike Griechenland für ihre Philosophie, athletischen Körper und Kunst bekannt. 

In der Schule lernen Kinder heute unter anderem, was die antiken Griechen geleistet haben. Der Unterschied liegt allerdings darin, dass damals weder Schulpflicht, noch Lehrplan, noch Lernziele vorhanden waren. Die Grundlage war die Langeweile und Freude am Austausch, nicht die Notwendigkeit etwas bestimmtest zu können oder zu Wissen. Das Wort hat im Laufe der Zeit seine Bedeutung verändert und beschreibt heute so ziemlich genau das Gegenteil, vom Ursprung. Unsere heutige Schule vermittelt konkretes Wissen auf vorgegebenen Wege, damit die Schüler gesellschaftsttauglich werden. Denn „Musestunden“ ist heute eher Synonym mit Zeitverschwendung. Kinder müssen auf den richtigen Weg gebrachten werden. 

Daher ist es gewagt sein Unternehmen mit Schule zu bewerben, was unter anderem im Kampfkunstbereich noch sehr regelmäßg passiert. Das kann zum einen daran liegen, dass die Struktur vieler dieser Schulen den selben Muster folgen, wie die Regelschule. Ein Lehrer (Sifu, Sensei oder Guru) unterrichtet seine Kampfkunst an die nächste Generation. Ob das nun sehr traditionell mit viel Kritik oder sehr modern mit spielerischen Elementen versehen ist, kommt auf die Schule an. Die autoritäre, wissensvermittelnde Struktur ist jedoch die selbe. 

Zum anderen kann es jedoch auch ein Versuch sein die ursprüngliche Bedeutung wieder ins Bewusstsein zu rufen und somit der heutigen Zeit ein Gegenmodell anzubieten.

Man, the living creature, the creating individual, is always more important than any established style or system.

Kuen Soet beschreitet den zweiten Weg. Kampfkunststunden werden als Austausch und Gelegenheit gesehen sich spielerisch mit dem Thema Kampfkunst zu befassen. Es gibt keinen Lehrer sondern einen Organisator, der für den passenden „Raum“ sorgt, in der eine Gruppe sich risikoarm mit dem Thema Kampfkunst auseinandersetzt. Die Experten sind die Teilnehmenden selbst und der Organisator hat in erster Linie die Aufgabe, dass jedem zu verdeutlichen. Eine Gruppe, indem jeder die Freiheit hat Dinge auszuprobieren und die Stunde aktiv mitzugestalten, bietet wesentlich mehr kreatives Potential als ein Setting, indem ein Sensei etwas vorkaut, zudem alle ja und Amen sagen. 

Das Ziel ist das Wecken des Interesses und der Neugierde an der Thematik. Es geht nicht darum ein spezifischen Ziel zu erarbeiten! Typische Ziele, wie Selbstverteidigung oder Körperbewusstsein sind Früchte des Baumes. Allerdings gießen wir nicht die Früchte, sondern die Wurzel, heißt die Leidenschaft für ein Thema. Je mehr Leidenschaft für ein Thema brennt, desto schneller lernt man ohne Zwang und Disziplin und wird überdurchschnittlich gut. Disziplin ist  immer nur von nöten, wenn man gegen seine Leidenschaft handelt. Das raubt Energie, statt das es welche freisetzt. 

Kuen Soet Stunden bilden für mich daher die Basis. Darauf aufbauend, also wenn die Leidenschaft brennt, kann man auch traditionelle Wissensvermittlungsstunden besuchen. Denn an dem Punkt ist man sich seiner Leidenschaft bewusst und nicht mehr auf das Wissen angewiesen. Ohne eigene Inspiration läuft allerdings nicht viel. Und selbst der Fortgeschrittene braucht ein Forum des Austausches und des Spiels, sonst droht die Flamme seiner Leidenschaft wieder auszugehen.