Wissenschaftsbasiert vs. experimentierfreudig

„Wahrscheinlich weiß ja keiner von uns beiden etwas Rechtes; aber dieser glaubt, etwas zu wissen, obwohl er es nicht weiß; ich dagegen weiß zwar auch nichts, glaube aber auch nicht, etwas zu wissen. Um diesen kleinen Unterschied bin ich also offenbar weiser, dass ich eben das, was ich nicht weiß, auch nicht zu wissen glaube.“

Sokrates

von Toni Bauer

Professionalität in der Fitnesswelt, sowie in allen anderen Berufszweigen geht einher mit wissenschaftsbasierten Vorgehen. „Science-based“ ist quasi schon Synonym mit erfolgsgarantiert. So ist das typische Muster eines professionellen Settings, dass der Klient ein Ziel hat, was mit Hilfe des Coaches klar und überprüfbar definiert wird und anschließend wird ein Plan erstellt, der individuell auf den Klienten abgestimmt ist mit dem Wissen aus der evidenzbasierten Wissenschaft. Ein Ziel – ein Weg. 

Allerdings wird bei dem Ziel meist nicht nach der darunter liegenden Motivation gefragt. Du möchstest Körperfett verlieren? Die Information reicht meist schon um auszuarbeiten, was dein Idealgewicht ist und über welche Routinen du da am besten hinkommst. Doch weshalb willst du Körperfett verlieren? Weil du es brauchst um dich besser und selbstsicherer zu fühlen? Wer garantiert dir, dass du das tust wenn du dein Ziel erreicht hast? Noch problematischer ist, dass Ziele die aus einer Motivation von – Ich muss mich verbessern, weil ich unzufrieden mit mir bin – niemals erreicht werden. Alles was du unter diesem Motiv tust füttert nur deine Selbstunzufriedenheit. Diese Selbstunzufriedenheit ist sehr praktisch und profitabel für fast alle Selbstoptimierungsanbieter. Denn du wirst ewig weiter versuchen dich zu verbessern. Ob es nun um Ernährung, Fitness, Kampfkunst, Mode oder Erfolgscoachings geht, alle profitieren von Zielen die darauf ausgerichtet sind sich selbst zu verbessern.

Würde man sich mit der Frage beschäftigen was hinter den eigenen Zielen steckt – was in der Regel nur therapeutischen Settings und esoterischen Kreisen vorbehalten ist – dann würden die Ziele sich drastisch ändern und wahrscheinlich den ein oder anderen Coach vor Probleme stellten. Stelle dir vor du suchst dir einen Coach weil du neugierig bist, wie es ist mit schweren Gewichten zu trainieren und dein Ziel ist es allein zu beobachten was mit dir passiert während des Trainings. Das Wunschziel vom Gewicht was du stämmen möchtest? Unwichtig. Wunschfigur? Unwichtig. Spätestens jetzt werden die meisten Trainer dich auf die Wichtigkeit von richtigen Zielen hinweisen oder dich abstempeln als jemand, der es nicht ernst genug meint. 

„Die Wurzel aller Motivation ist Liebe und Angst. Jedes Motiv kommt aus Liebe oder Angst.“

– Dieter Lange

Die gewünschte Zielformulierung entsteht auf den Motor der Verzweiflung. Ich will nach Punkt B- weil ich unzufrieden mit Punkt A bin. Dafür gibt es einen großen Markt, weshalb ich mich da nicht platziere. 

Der andere mögliche Motivator ist Inspiration . „Ich will trainieren weil ich neugierig bin zu erfahren, was ich leisten kann und wie es sich anfühlt.“ – so könnte ein inspiriertes Ziel lauten. Solche Ziele erarbeite ich mit meinen Klienten. Denn das faszinierende und Schöne an der Wissenschaft ist die Experimentierfreude. Das Festhalten an den Ergebnissen ist nicht weiter als Glaube. Was dazu führt, dass die buntesten und komplexesten Trainingspläne entworfen werden, damit die Klienten sich nicht langweilen und es durchziehen. Sein Training selbst als ergebnisoffenes Experiment zu erfahren ist allein schon vom Setting spannend. Dann ist der Plan nicht mehr das Zauberhafte, sondern das Erleben. Sogar wenn es der Fitnessstandartplan von 9 Übungen, 3x die Woche mit jeweils 15 Wiederholungen x 3 Sätze ist. Denn das nicht-Wissen ist es, was unsere Neugier weckt und damit den stärksten Motivator für unser Handeln. 

Wer es also schafft sein Training als Experiment zu sehen und sich nicht blenden lässt von den kürzesten Wegen zu einem bestimmten Ziel, wird etwas wichtigeres erreichen als eine Zahl (ob auf der Waage oder Hantel), und zwar Freude beim Training und an sich selbst. 

Die Grundlage für Kuen Soet Fitnesstraining ist das Erforschen der eigenen Ziele und lösen der inneren Blockaden. Darauf aufbauend gibt es viel zu Erforschen und zu erleben mit Fortschritten, die man sich vorher wahrscheinlich nicht mal hätte vorstellen können.

Kuen Soet
Kampfkunstschule
Toni Michael Bauer
Pluwiger Straße 16